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20.02.2009

Interview mit Professor Dr. Michalsen - Berliner Stiftungsprofessur für Naturheilkunde

Seit Februar 2009 ist Prof. Dr. Andreas Michalsen dank einer Stiftungsprofessur in Berlin ambulant wie stationär tätig. Ermöglicht wird dies durch die Kooperation zwischen der Charité und dem Immanuel-Krankenhaus Rheumaklinik Berlin-Wannsee und Zentrum für Naturheilkunde. Am Immanuel-Krankenhaus ist Prof. Dr. Michalsen außerdem Chefarzt am Zentrum für Naturheilkunde und für Patienten unter 030-80505-306/-691 erreichbar.

Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrer bisherigen Tätigkeit gehabt?

Die klinische Naturheilkunde habe ich in Berlin bei Herrn Prof. Dr. Bühring, an der ehemaligen Abteilung für Naturheilkunde der Charité gelernt. Danach war ich sieben Jahre in der Kardiologie, u. a. im Herzkatheterlabor sowie in der Intensivmedizin und als Notarzt tätig. Diese Zeit ist wichtig für mich gewesen, nicht nur von der Arbeit mit der Hochleistungsmedizin und Notfällen, sondern auch für die Sichtweise auf den Menschen. Bei Erkrankungen gibt es eine Vorgeschichte, es gibt die Erkrankung selber, und es gibt eine Zeit nach dem Klinikaufenthalt. Durch meine Beschäftigung mit den Herzkreislauferkrankungen bin ich auf die Frage des Einflusses gesundheitsfördernder Lebensstile, auf die Rolle von Sport und Ernährung gestoßen. Wie kann ich Menschen zu einer gesundheitsfördernden Lebensstiländerung motivieren?

In den 90er Jahren eröffneten sich in der Naturheilkunde neue Möglichkeiten. Zwei tolle Herausforderungen waren der gemeinsame Aufbau der Modellfachklinik für Naturheilverfahren in Bad Elster sowie der Abteilung für Innere Medizin, Naturheilkunde und integrative Medizin Kliniken Essen. Insbesondere in Essen führte ich dann verschiedene Studien über die Wirksamkeit von Naturheilverfahren durch, beispielsweiswe die weltweit erste Studie über die Wirkung von Blutegeln, aber auch zu Verfahren wie Schröpfen, Aderlass, Heilfasten, Akupunktur und Massagen. Dies sind oft Verfahren, die sich über Jahrhunderte bewährt haben. Da jetzt einen Gegensatz zur Schulmedizin und Hochleistungsmedizin aufmachen zu wollen, halte ich nicht für sinnvoll. Ich spreche lieber von „Traditionellen Europäischen Verfahren“, ähnlich wie auch von der „Traditionell Chinesischen Medizin“ – TCM – gesprochen wird.

In den letzten zwei Jahren ist für mich die Frage der Spiritualität dazugekommen. Viele Krankheitsbilder entstehen mittlerweile in unserer Gesellschaft durch Stress und psychische Belastungen. Denken Sie nur an die Schmerzerkrankungen oder Rückenschmerzen und Herz-Kreislauferkrankungen. Wie können wir Verfahren wie Yoga oder Meditation einsetzen, wie können wir die Menschen befähigen, ihr Verhalten zu ändern? Legen Sie sich mal eine „dickere Haut“ zu, wie geht das? Wie schaffe ich es, mir nicht mehr alles so „zu Herzen zu nehmen“? Der Volksmund ist dabei voller Hinweise auf die Verbindung von Psyche und Physis.

Was sind Ihre neuen Aufgaben, was reizt Sie daran, insbesondere in Hinblick auf das Immanuel-Krankenhaus?

Die Naturheilkunde am Immanuel-Krankenhaus steht auf einer guten Basis und ist in ein spe-zialisiertes Akutkrankenhaus eingebettet. Die Behandlung von rheumatischen Erkrankungen und Schmerztherapien geht heute immer weniger ohne die Naturheilkunde. Die physikalische Therapie im Haus ist sehr profiliert und ein bedeutsamer Teil der naturheilkundlichen Anwendungen. Hier am Wannsee haben wir also bereits eine enge Verbindung (im Gegensatz zu ganz vielen anderen Standorten). Und das Immanuel-Krankenhaus mit seinem Standort am Kleinen Wannsee ist landschaftlich wunderschön gelegen – ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt für die Naturheilkunde.

In Berlin bietet sich die Chance für ein deutschlandweites „Center of Excellence“ der Naturheilkunde. Wir können die Forschungsnetzwerke, Studienerfahrungen sowie die ambulanten und stationären Behandlungsmöglichkeiten der Kooperationspartner hervorragend verbinden. Mit zwei weiteren Stiftungsprofessuren für Komplementärmedizin und Kneippverfahren wird in Berlin ein deutschlandweit einmaliger Schwerpunkt der naturheilkundlichen Forschung und Behandlung entstehen. Es kann gemeinsame Ausbildungsgänge geben und für die Patienten ein hervorragendes Netzwerk ambulanter wie stationärer Versorgungsmöglichkeiten.

Warum verschlägt es einen Berliner in den Ruhrpott und dann doch wieder zurück?

Ursprünglich komme ich aus dem Kneippkurort Bad Waldsee in Baden-Württemberg. Bereits mein Großvater und Vater waren dort als naturheilkundlich orientierte Mediziner tätig. Moderne Mediziner haben heute oft etwas von Nomaden an sich. Man muss erst durch die Lande ziehen und möglichst viele Erfahrungen in unterschiedlichen Strukturen und an verschiedenen Orten sammeln, um dann irgendwo sesshafter zu werden. Ich hatte das große Glück, immer dort in Deutschland dabei sein zu können, wo gerade neue spannende Projekte in der Naturheilkunde realisiert wurden. Nun prickelt es in Berlin, ich bin dabei - und das in der Stadt meiner ersten Wahl.

Lebt man als Professor für Naturheilkunde gesünder bzw. bewusster als andere Mitmenschen?

Ja, man kann es nicht den ganzen Tag predigen, ohne es selber zu machen. Man muss schon wissen, was man den Leuten empfiehlt und eine gewisse Erfahrung haben, z. B. in der Ernährung oder Meditation. Ich möchte ja auch authentisch rüberkommen und nicht als der große Spielverderber wirken. Meine Zeit in der Intensivmedizin und Kardiologie war noch anders geprägt. Ich war ein rauchender, Kaffee trinkender Arzt, der keinen Sport trieb. Ich habe mich zu einem gesundheitsbewussteren Menschen gewandelt. Es geht mir übrigens besser damit. Das kann ich Patienten authentisch vermitteln.

Haben Sie Hobbys neben der Arbeit?

Ich spiele Jazzgitarre und höre gern Jazz. In Berlin gibt es einen speziellen Jazz Sender, JazzRadio 101.9 FM, dass ist mir eine große Freude, diesen Sender nach der Arbeit zu hören. Und natürlich Sport, also Joggen, Radfahren und Yoga.

 
 
 
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