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28.10.2012

Starke Teams „reparierten“ schon Hunderttausend schwache Herzen

Interview mit Professor Dr. Johannes Albes zum Tag des Herzzentrums am 3. November in Bernau

Zum 20. Tag des Herzzentrums lädt das Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg für Sonnabend, den 3. November ins Paulus-Praetorius-Gymnasium ein. Anlass für Rückblick auf zwei Jahrzehnte Hochleistungsmedizin im Dienste der Patienten. Darüber sprachen wir mit Professor Dr. Johannes Albes, Chefarzt der Abteilung für Herzchirurgie.

So schnell die letzten 20 Jahre vergangen sind, so viel hat sich in dieser Zeit auch im Herzzentrum verändert …


Gegründet wurde unser Herzzentrum vor 20 Jahren vor allem, damit den Einwohnern Brandenburgs überhaupt eine herzchirurgische Versorgung im eigenen Bundesland angeboten werden kann. Damals konzentrierten sich die Ärzte auf Routine-Eingriffe beim Erwachsenen: auf Bypass-Operationen und Herzklappenersatz. In den Folgejahren konnten die Kapazitäten erweitert werden, was auch notwendig war. Schließlich werden die Menschen immer älter und rücken damit kardiovaskuläre Erkrankungen – zum Beispiel Erkrankungen der Herzkranzgefäße, aber auch der Herzklappen – immer mehr in den Vordergrund. Eine wichtige Zäsur in der Entwicklung des Herzzentrums war 1998 der Umzug von Berlin-Buch nach Bernau. Dadurch hatte auch der Krankenhausstandort Bernau mit dem schönen, aber damals viel zu großen Neubau eine Zukunft.

Und auch die medizinische Leistungspalette wurde beträchtlich erweitert …


Ja, natürlich. Neue Verfahren der arteriellen Bypassversorgung kamen hinzu und mit der Reparatur von Herzklappen wurde begonnen.

2003 wurden Sie Chefarzt der Herzchirurgie. In welche Richtung ging die Entwicklung von da an?

Die Herzklappenreparatur rückte unter meiner Leitung noch mehr in den Vordergrund. Ebenfalls wichtig sind mir minimalinvasive Verfahren bis hin zum kathetergestützten Klappenersatz. Auch haben wir den Anteil an Operationen an der Hauptschlagader erheblich erweitert – auch abseits des Herzens – und in diesem Zusammenhang operative sowie Katheter-gestützte Maßnahmen an den aus der Hauptschlagader abgehenden Schlagadern, im Volksmund „Gefäßchirurgie“, etabliert.

Auch über neue kardiologische Verfahren im Herzzentrum gibt es immer wieder zu berichten …

Die Abteilung für Kardiologie unter Leitung von Chefarzt PD Dr. Christian Butter hat sich ebenfalls enorm entwickelt: Vom reinen Versorger hin zu einem hochmodernen und innovativen Bereich mit einer Fülle aktueller Verfahren. Dazu gehören die Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit speziellen elektronischen Geräten, aber auch mit Roboter-gestützten Katheterverfahren zur Beseitigung von fehlgeleiteten Rhythmusfasern im Herzen, die Aufweitung von Herzkranzgefäßen mit speziell beschichteten inneren Platzhaltern, sogenannten Drug-Eluting-Stents, sowie die Reparatur oder der Ersatz von Herzklappen mit Kathetertechnik. Heute sind wir ein modernes Zentrum, das sämtliche aktuellen Verfahren der Herzchirurgie und Kardiologie für Erwachsene anbietet. Und zwar im interdisziplinären Ansatz. In etlichen Bereichen sind wir damit sogar national und international mit an der Spitze tätig.

Wie viele Patienten wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Herzzentrum behandelt?

Etwa 20.000 Patienten haben wir bislang am offenen Herzen operiert und etwa 80.000 kardiologisch behandelt.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 20 Jahre?

Vor allem, dass wir weiterhin viel Gutes für unsere Patienten tun können. Das heißt, dass wir unsere Kapazitäten erhalten und erweitern, unsere Verfahren weiter modernisieren können.

Dadurch sichern wir auch unseren Mitarbeitern ihren Arbeitsplatz in der Region.

Sie machen sich stark für eine Medizinerausbildung in Brandenburg …

Wir wollen versuchen, die Herzmedizin, ja die gesamte Medizin in Brandenburg auch akademisch aufzustellen. Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft die Ärzte für Brandenburg auch in Brandenburg ausbilden können. Eine medizinische Universität fehlt dem Land.

In einer älter werdenden Gesellschaft werden die Herzspezialisten immer mehr gefordert. Am Tag des Herzzentrums beleuchten Sie das am Beispiel der Herzinsuffizienz …


Herzinsuffizienz heißt Pumpschwäche des Herzens. Das Herz ist eine Blutpumpe. Wenn diese zu schwach wird, kann sie den Anforderungen des Körpers nicht mehr gerecht werden. Aus den verschiedensten Gründen kommt es bei den immer älter werdenden Patienten zu solch einer Herzinsuffizienz. Zum Glück gibt es aber eine Fülle von Behandlungsmöglichkeiten, die wir nach einem abgestuften interdisziplinären Konzept sowohl stationären als auch – in einer Spezialambulanz – ambulanten Patienten anbieten. Mehr dazu in Wort und Bild am Tag des Herzzentrums unter dem Motto „Starke Teams für schwache Herzen“.

Auf einer Riesenleinwand können die Besucher dann auch wieder Eingriffe am Herzen live verfolgen. Ist es nicht zu stressig, vor laufender Kamera zu operieren?

Ja, das ist sicherlich stressig, aber für unsere erfahrenen Oberärzte kein Problem. Sie praktizieren das ja schon seit Jahren immer wieder. Es sind Eingriffe wie jeden Tag, nur eben mit Kamera und Zuschauern. Diesen wollen wir mit den Live-Interventionen und -Operationen einen Einblick in unsere Arbeit geben. Wer das Geschehen lieber von zu Hause aus verfolgen möchte, hat im Internet unter www.herzzentrum.immanuel.de am 3. November die Möglichkeit dazu.

Vielen Dank für das Gespräch.

 
 
 
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