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17.01.2018

Sterbende im Leben begleiten: 15 Jahre Diakonie-Hospiz Wannsee

Im Januar 2003 nahm das Hospiz seinen ersten Gast auf. Mehr als 2.000 schwerstkranke Menschen haben dort seitdem Pflege und Fürsorge erhalten, geleitet von dem Ansatz, ihnen „Leben bis zuletzt“ zu ermöglichen.

Leben bis zuletzt: Zum Kunstkurs versammeln sich Gäste, Ehrenamtliche und die Kursleiterin um den Tisch im Wohnzimmer und erkunden die Welt der Farben, Formen und Techniken.

Seit 15 Jahren nimmt das Diakonie-Hospiz Wannsee sterbende Menschen auf und begleitet sie in ihrer letzten Lebensphase. Am 15. Januar beging das Hospiz sein Jubiläum mit einer kleinen Feier und einem Rückblick auf anderthalb Jahrzehnte erfolgreichen und ermutigenden Dienst an inzwischen mehr als 2.000 schwerstkranken Menschen.

Seit Anfang 2003 pflegen die Mitarbeitenden die Gäste, lindern ihre Schmerzen, hören ihnen zu und sind einfach für sie da, geleitet von dem Ansatz, den Gästen „Leben bis zuletzt“ zu ermöglichen. Wie wertvoll diese Haltung ist, erlebte das Hospizteam in den vergangenen Wochen wieder einmal besonders intensiv.

Mit dem Wünschewagen zur Trauung des Sohnes


Der größte Wunsch eines Gastes war es, trotz seiner schweren Krankheit die Hochzeit seines Sohnes noch erleben zu dürfen. Die Hospizleitung und die Angehörigen fragten den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes für den Krankentransport vom Hospiz zum Standesamt an. Am 15. Dezember holten zwei ehrenamtliche Sanitäter den Mann mit dem Wünschewagen im Hospiz in Wannsee ab und brachten ihn zur Trauung nach Teltow. Damit beschenkten sie nicht nur den überglücklichen Gast und seine Familie, sondern bewegten auch die Hospizmitarbeitenden tief.

Mit einem einfacher zu erfüllenden Wunsch begann die Arbeit des stationären Hospizes einst. Nach sechs Jahren ambulanter Hospizarbeit nahm das Diakonie-Hospiz Wannsee am 13. Januar 2003 seinen ersten Gast auf, eine Fleischerin mit Speiseröhrenkrebs. „Sie aß für ihr Leben gern Wurst, durfte aber kein Essen mehr schlucken“, erinnert sich Geschäftsführerin Angelika Behm. „Ihr großer Wunsch war es, einmal noch Salami zu schmecken. Unsere Pflegekräfte haben ihr daraufhin eine Scheibe Salami in winzige Stückchen geschnitten, die sie mit großem Genuss gekaut und geschmeckt hat, um sie dann wieder auszuspucken. Sie hat so gestrahlt vor Freude!“

Einmal noch ein Pony streicheln

Mit der Zahl der Gäste wuchs nicht nur die Anzahl der Pflegekräfte von zehn auf 30, sondern auch die Größe der Wünsche, die das Team erfüllen konnte. Angefangen von einer Ayurvedabehandlung, über Kunstkurse mit einer Kunsttherapeutin und Konzerte mit professionellen Musikern im Wohnzimmer, bis hin zu Pony- und Hundebesuchen am Bett der Gäste, lassen Geschäftsführerin Angelika Behm und Pflegedienstleiterin Doreen Kossack gemeinsam mit ihrem Team nichts unversucht, um letzte Sehnsüchte zu erfüllen und das Wohlbefinden der Gäste zu steigern.

„Dinge, zu denen unsere Gäste sich nicht mehr selbst aufmachen können, versuchen wir, ihnen bei uns zugänglich zu machen“, erläutert Angelika Behm. Viele der regelmäßigen Angebote gehen auf Wünsche von Gästen zurück – wie den, einmal noch den Geruch eines Pferdes zu riechen und sein Fell zu streicheln. Inzwischen kommt die Ponystute „13“ seit über einem Jahr jeden Freitagnachmittag aus Brandenburg zu Besuch.

Ehrenamtliche bringen Alltägliches ins Hospiz

An einem Nachmittag jedes Jahr im Advent verwandelt sich das Hospiz in einen Weihnachtsmarkt. Und an Heiligabend versammeln sich alle Gäste, die dazu in der Lage sind, im festlich geschmückten Wohnzimmer zu einem Festmahl und Musik. Wer nicht aufstehen kann, dessen Bett schieben die Pflegekräfte in das Wohnzimmer, damit alle an der Musik und Stimmung teilhaben können. „Wir können unseren Gästen nicht abnehmen, dass Sie sich mit ihrer Krankheit und mit ihrem Abschied vom Leben auseinandersetzen müssen“, sagt Angelika Behm. „Aber wir können sie darin begleiten, ihr Leben bis zuletzt noch zu gestalten.“

Ein Kreis von Ehrenamtlichen unterstützt dieses Anliegen. Manche engagieren sich nicht nur im Förderverein, sondern lassen sich zudem in einem einjährigen Kurs zu Sterbebegleitern ausbilden. „Die Ehrenamtlichen bringen Alltag und Normalität ins Hospiz“, gibt die Geschäftsführerin den Palliativmediziner Professor Johann-Christoph Student wieder, der einer der Pioniere der Hospizbewegung ist. „Viele Menschen sind allein im Alter. Was früher die Familie und die Nachbarschaft übernahm, bringen die ehrenamtlichen Sterbebegleiter jetzt ein“, so Angelika Behm. Sie verschenken das Wertvollste, das sie haben: ihre Zeit und Aufmerksamkeit.

 
 
 
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