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01.04.2019

Ein neues Leben dank Blasenschrittmacher

Inkontinenz ist ein heikles Thema, über das man nicht gern spricht. Betroffene sind in ihrem Alltag jedoch stark einschränkt. Ein Blasenschrittmacher könnte hierfür die passende Lösung sein.
Immanuel Klinik Rüdersdorf | Nachricht | Ein neues Leben dank Blasenschrittmacher

Dr. med. Lucas Hegenscheid mit seiner überglücklichen Blasenschrittmacher-Patientin Gabriela Putzke.

Inkontinenz ist ein heikles Thema, über das man nicht gern spricht. Betroffene sind in Ihrem Alltag jedoch stark einschränkt, leider mitunter sehr unter dem ständigen Harndrang und ziehen sich aufgrund dessen immer mehr zurück. Dabei gibt es wirksame Therapien, wie den Blasenschrittmacher, den Dr. med. Lucas Hegenscheid im vergangenen Jahr erstmalig an der Immanuel Klinik Rüdersdorf einer Patientin implantiert hat. Gabriela Putzke erzählt ein halbes Jahr nach der Operation, wie es ihr ergangen ist.

„Ich habe am Wochenende drei Stunden lang im Badeanzug im Schwimmbad gesessen!“ Was für andere Menschen vollkommen normal ist, war über vier Jahre für Gabriela Putzke, 58 Jahre jung, nicht möglich. Frau Putzke hat eine Blasenschwäche, verbrauchte am Tag etwa fünfzehn Einlagen, um den auslaufenden Urin aufzufangen. „Vor vier Jahren hat alles angefangen“, erzählt Gabriela Putzke. „Es tropfte einfach ständig und ich konnte nichts dagegen tun. Nachts hatte ich ständig ein nasses Bett, tagsüber musste ich zehn bis fünfzehn Mal auf Toilette und jedes Mal die Einlage wechseln.“

Mit ihrem Urologen habe Frau Putzke alles ausprobiert, erzählt sie weiter: Blasen- und Beckenbodentraining, Elektro-stimulation und eine medikamentöse Therapie. „Doch von den Medikamenten war mir ständig übel und mein Mund war so trocken“, so die Patientin. „Und dann wurde mir Dr. Hegenscheid empfohlen.“

Dr. med. Lucas Hegenscheid ist seit 2014 Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe an der Immanuel Klinik Rüdersdorf und kennt die Nebenwirkungen der Medikamente gegen Blasenschwäche: „80 Prozent der Patientinnen und Patienten brechen die medikamentöse Therapie aufgrund der starken Nebenwirkungen im ersten Halbjahr ab. Bei Frau Putzke haben wir daraufhin versucht, mit uro-gynäkologischen Operationen gegen die Scheidensenkung vorzugehen. Leider hat das nicht das gewünschte Ergebnis gebracht.“ „Ich war wirklich verzweifelt. Lange Ausflüge, kurze Kleider, im Pool plantschen – das alles war einfach nicht möglich und hat mich in meinem Alltag sehr eingeschränkt“, erzählt Gabriela Putzke. Doch dann haben Sie und Dr. Hegenscheid beschlossen, es mit einem Blasenschrittmacher zu versuchen.

Elektrostimulation für die Blase

„In einer einstündigen, minimal-invasiven Operation werden über eine kleine Kanüle Elektroden auf die Nervenaustrittslöcher am Steißbein angebracht“, erklärt Dr. Hegenscheid. Hier könne man schon während der Operation prüfen, welche Nervenstränge für welche Funktionen zuständig sind und wie sie auf eine elektronische Stimulation reagieren. Meist seien die Nervenimpulse, die für den Harndrang und die hemmenden Impulse zuständig sind, noch vorhanden, aber zu schwach. Die Elektroden des Blasenschrittmachers verstärken diese vorhandenen Impulse, so dass sie wieder ausreichen, um die Blase zu kontrollieren. Dabei bekommen sie die Energie über ein kleines Gerät, dass am Rücken knapp über der Hüfte unter der Haut platziert wird und deren Intensität mithilfe eines kleinen Handgerätes von außen gesteuert werden kann. Die Batterien für das Gerät unter der Haut halten ungefähr zehn Jahre. Solange dürfte Gabriela Putzke nun unbeschwert ihr Leben genießen. „Es ist einfach toll, wieder schwimmen zu gehen oder lange Spaziergänge zu machen, ohne an neue Einlagen denken zu müssen – Ein vollkommen neues Lebensgefühl. Ich bin Dr. Hegenscheid so dankbar!“ so die Patientin.

Für wen ist der Blasenschrittmacher geeignet?

Eine Blasenschwäche bzw. Inkontinenz kann viele unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel Diabetes Mellitus, die neurologische Erkrankung Multiple Sklerose oder aufgrund von anatomischen Problemen wie einer Scheidensenkung oder einer Beckenbodenschwäche entstehen. Die Folgen sind eine lang anhaltende, nicht therapierbare Drangkontinenz und eine Blasenentleerungsstörung. Ob ein Blasenschrittmacher hier Linderung schaffen kann, entscheidet der behandelnde Mediziner der Gynäkologie oder Urologie. "Leider übernehmen die Krankenkassen die Kosten für einen Blasenkaschrittmacher erst, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind“, erläutert Dr. Hegenscheid. „Aber der Kampf lohnt sich, wie wir an Frau Putzke sehen können.“

 

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