Andachten
Hier finden Sie die Gedanken zu Bibeltexten von den Seelsorgern der Immanuel Albertinen Diakonie zum Innehalten, als Inspiration oder zum Nachdenken.
„Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein anderer kargt, wo er nicht soll, und wird doch ärmer."
Andacht zu Sprüche Salomos 11, 24 von Pastor Dipl. Psych. Bernd StummvollGegen jede Mathematik und Haushaltskunst richtet sich dieser Satz. Ist er glaubwürdiger Herkunft? Wer setzte das in die Welt? Einer der Spenden erbittet und schwindelt, damit die Scheine lockerer sitzen? Dieser Satz stellt unsere Welt auf den Kopf. Er stammt aus der „Spruchsammlung Salomos“, also von einem, der für seinen Reichtum bekannt ist. Dennoch wird die Spruch-Sammlung dieses Königs mit „eingeschlagenen Nägeln“ oder „goldenen Äpfeln auf silbernen Schalen“ verglichen, denn Salomo ist mehr für seine Weisheit als für sein Gold berühmt. Gilt sie noch? Ich denke, an wirklicher „Weisheit“ sollte auch nach 3 Tsd. Jahren noch etwas dran sein. Testen wir doch die praktische Anwendung:
Wir könnten diesen „anderen“, der „spart, wo er nicht soll“ etwa mit dem Gesundheitswesen oder dem Sozialstaat vergleichen. Seit man die Pauschalen strich, weil man sparen wollte, wurde es teurer – nicht nur, weil moderne Methoden mehr Aufwand forderten, manches geht ja heute auch günstiger. Oder: Wie sicher sind wir, dass der inzwischen eingesetzte Mehraufwand für die exakte Kontrolle der „Stütze“ nicht selbst mehr kostet, als eingespart wird? Wir könnten auch an „Familienplanung“ denken: An den bei uns allgemein anerkannten Grundsatz, dass man sich Kinder auch „leisten“ können muss. Mancher so nie erwachsen Gewordene verbraucht dann „ungeplant“ letztlich lebenslang alles für sich allein. Auch die Römer sagten: Do ut des! Gib, damit dir gegeben werden möge. Sie meinten damit die Steuern und die mit ihnen finanzierten Wohltaten des Staates. Das kennen wir doch- und es stimmt ja auch! Aber das ist Logik, nicht Weisheit. Im Wörtchen „damit“ liegt ein Akzent des Zweckes.
„Weisheit“ geht wohl tiefer und ist weniger auf allgemeine Moral aus. Sie rückt tiefere Zusammenhänge ins Blickfeld. Psychologen beschreiben u.a. Menschen, die vor Sehnsucht nach Anerkennung und Gemeinschaft schier vergehen, aber sie kommen nicht aus sich heraus, halten „fest“, können sich nicht öffnen. Doch über sie steht uns kein Urteil zu. Alles hat seine Gründe. Wohl dem Menschen der „geben“ kann, weil er eine oder einer ist, die oder der eben „ist“ und nicht nur „hat“.
Sicher ist es am besten und dem Spruch angemessen, ihn so allgemein zu verstehen, wie er sich gibt. Es geht eben ums Geben und Nehmen – egal in welcher Hinsicht. „Geben ist seliger denn nehmen“, so griff der ruhelose Reiseapostel Paulus diese Weisheit auf. Er setzte für seine Mission sein ganzes Leben ein, ja seinen Lebensstil. So wurde er zum „Völkerapostel“ für die ganze Christenheit.
Wir sollten aber sicher nicht gleich an eine globale Dimension unserer „Zunahme“ denken, wenn wir geben. Wir könnten einfach beginnen und nicht mehr damit aufhören, es immer wieder zu tun: Geben!
Was? Diese Frage können wir täglich x-fach selbst beantworten.
Ich wünsche allen Mitarbeitern der Immanuel Diakonie samt Angehörigen und Freunden einen Sommer des leichten Gebens und Nehmens.
Bernd Stummvoll – Seelsorger im Seniorenzentrum Schöneberg