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Zeit verschenken und Zeit nehmen, um loszulassen
Astrid Froeb unterstützt Menschen, die sich ehrenamtlich in der Begleitung Schwerkranker und Sterbender engagieren. Zum Internationalen Tag des Ehrenamtes erzählt sie, was ihr dabei wichtig ist.Jährlich am 5. Dezember, dem „Internationalen Tag des Ehrenamtes“, wird ehrenamtliches Engagement gewürdigt, erfährt Anerkennung und soll gefördert werden.
Astrid Froeb ist Koordinatorin für Ehrenamtliche in der Hospizarbeit des Diakonie-Hospizes Wannsee. Sie unterstützt seit dem 1. Juli 2015 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich ehrenamtlich im ambulanten und stationären Hospiz engagieren, um schwerkranke und sterbende Menschen, ihre Angehörigen und Freunde auf ihrem Weg zu begleiten.
Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, die Betreuung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Hospiz zu übernehmen? Haben Sie einen besonderen Bezug zur Hospizarbeit?
Als Krankenschwester war für mich die Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen besonders wichtig und wertvoll. Die Begegnung mit diesen Patienten hat mich immer tief berührt und mein Leben „zentriert“ – so würde ich das sagen. Es hat mir jedes Mal geholfen, wieder einen klaren Blick zu bekommen für die Dinge, die wesentlich sind. Wir wissen ja alle nicht, was nach dem Tod kommt, aber die Frage danach beschäftigt uns.
So dicht an dieser Schnittstelle, am Übergang vom Leben in den Tod sein zu dürfen, empfinde ich als etwas ganz Besonderes. Dass sich Menschen in der Begleitung Schwerkranker und Sterbender ehrenamtlich engagieren, kann ich deshalb gut nachvollziehen. Ich möchte als Koordinatorin dazu beitragen, dass sie dies in einem guten Rahmen tun können.
Wie viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen Sie?
Es sind momentan 75 aktive Ehrenamtliche im ambulanten Bereich. Zum Mitarbeiterkreis gehören aber über 120 Menschen, die teils auch im stationären Hospiz und teils im Hospizdienst im HELIOS Klinikum Emil v. Behring eingesetzt sind. Manche pausieren auch für eine gewisse Zeit, weil sie gerade eine intensive Begleitung hinter sich haben, ein Kind bekommen haben, ein Haus bauen oder länger in den Urlaub fahren.
Gibt es eine besondere Erfahrung, die Sie in den ersten drei Monaten Ihrer Tätigkeit gemacht haben?
Unsere Geschäftsführerin Angelika Behm legt sehr viel Wert darauf, dass wir selbst einmal die Erfahrung gemacht haben, jemanden zu begleiten. Ich habe Mitte Juli mit der Begleitung einer Frau begonnen. Seitdem ist ein richtig schöner Kontakt entstanden, gleichzeitig berührt es mich natürlich auch sehr zu sehen, dass es ihr zunehmend schlechter geht.
Ich bin richtig dankbar für diese Erfahrung, weil ich dadurch ein Gespür dafür bekomme, wie viel unsere Ehrenamtlichen tragen. Mir ist klar geworden, wie wichtig ein achtsamer Umgang mit ihnen ist und dass das Erlebte auch verarbeitet werden muss. Wenn eine Begleitung abgeschlossen ist, braucht es Zeit loszulassen, auch wenn sich vielleicht keine jahrelange Beziehung aufgebaut hat. Man teilt doch viel miteinander in dieser Zeit der Begleitung; es ist oft etwas sehr Intimes.
Wie kann eine Begleitung von ehrenamtlichen Mitarbeitenden noch aussehen?
Die Ehrenamtlichen können sich jederzeit an uns wenden. Wir sind immer für sie erreichbar – ob telefonisch oder im persönlichen Gespräch. Wobei auch wir von uns aus anrufen und fragen, ob alles gut läuft. Ein Mal im Monat veranstalten wir ein Treffen für die Mitarbeiter. Dabei geben wir Aktuelles aus dem Hospiz in die Runde und gedenken derer, die verstorben sind.
Außerdem gibt es das Angebot zur Fallbesprechung und jeden Monat finden Supervisionen statt. Hier können Situationen intensiver angeschaut und nachbesprochen werden. So können die Ehrenamtlichen sich über einen langen Zeitraum engagieren, sich weiter entwickeln und ihre Tätigkeit sowohl für die Begleiteten als auch für sich selbst als Bereicherung empfinden.