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18.03.2016

„ErinnerungsStoff“ – mehr als eine Ausstellung

Stoffe sind fühlbar und wecken Erinnerungen, etwa an das Kleid vom Tanzstundenball. Die Ausstellung "ErinnerungsStoff" lädt Gäste und Besucher ab dem 23. März im Diakonie-Hospiz Wannsee auf eine sinnliche Entdeckungsreise ein.
Diakonie-Hospiz Wannsee - Nachrichten - Einblicke - Ausstellung Erinnerungsstoffe

Die meisten Menschen erzählen gerne aus ihrem Leben und jeder hat seine ganz eigene Geschichte. Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstoß und schon kommt eine Fülle von Erinnerungen zutage. Alte Stoffe können solch ein „Erinnerungsstupser“ sein.

Nähen ist mein großes Hobby und inzwischen habe ich einige Koffer voller Stoffreste gesammelt. Auf Kirchentagen und in Gemeindekreisen habe ich die Stoffe eingesetzt und es „funktionierte“ besser als erwartet: Die Menschen fingen an zu erzählen. Die Erinnerungen reichten vom Staubtuch aus der Hauswirtschaftslehre über den ersten selbst gekauften Anzug und das Kleid für den Tanzstundenball bis hin zum Spitzenstoff, der an die zerrissenen Vorhänge nach einer Bombennacht 1944 erinnerten.

Aus jeder kleinen Geschichte wurde aus dem dazugehörigen Stoff ein Stern genäht und aus diesen Sternen entstand der erste Wandbehang mit dem Titel: „Sternstunden“. Immer wieder präsentierte ich bei verschiedenen Gelegenheiten die alten Stoffreste. Im offenen Koffer laden sie zum Anfassen ein. „Die Erinnerung scheint in den Händen zu sitzen“ sagte mir jemand. Viele dieser Erinnerungen wurden aufgeschrieben, daraus musste doch etwas gemacht werden. Um die Geschichten für viele Menschen zugänglich zu machen, haben zwei Freundinnen und ich die schönsten Texte mit den dazugehörigen Stoffen in schlichten Holz-Bilderrahmen ohne Glas arrangiert.

Schauen – Fühlen – Sich Erinnern

Seit einigen Jahren gehen nun diese Bilder, die Wandbehänge und ein Koffer mit Stoffresten im ganzen Land auf Reisen. Gemeindehäuser, Konferenzräume, Altenheime oder Bibliotheken haben die Ausstellung schon beherbergt. Unter dem Motto „Schauen – Fühlen – Sich Erinnern“ sind die Ausstellungsbesucher eingeladen, ihren eigenen Erinnerungen auf die Spur zu kommen und die Geschichtensammlung zu erweitern. Das Anschauen und Befühlen der alten Stoffreste lockt oft längst vergessen geglaubte Erlebnisse und Stimmungen hervor. So bietet die Ausstellung „ErinnerungsStoff“ die Chance, Menschen in Kontakt mit ihrer eigenen Geschichte zu bringen.

Da von Stoffen neben den visuellen auch haptische Reize ausgehen, sind auch demenziell veränderte Menschen ansprechbar. Ich freue mich sehr, dass die Ausstellung "ErinnerungsStoff" in diesem Frühjahr im Diakonie-Hospiz Wannsee gezeigt werden kann. Ein schöner, alter kleiner Koffer wird auch dabei sein. Gefüllt mit den verschiedensten Stoffstücken steht er bereit für den Einsatz bei einzelnen Gästen in ihren Zimmern, oder auch für kleine Gesprächsrunden im Wohnzimmer. Die Ehrenamtlichen im stationären Hospiz können die Gäste dazu einladen, einzelne Stoffe zu beschauen und zu befühlen. Mit etwas Geduld und Einfühlungsvermögen können daraus Sternstunden der Erinnerung werden.

Oft sind es kleine Begebenheiten aus dem früher erlebten Alltag, oder Erinnerungen an vertraute Menschen, die so zu Tage kommen. Sie sind deshalb so wertvoll, weil sie daran erinnern, dass jedes Leben einmalig und kostbar ist. Bestimmt kommen viele neue Erinnerungsgeschichten zur Ausstellung dazu. Wer mag, kann sie gerne aufschreiben und so die Sammlung bereichern. Am 23. März wird die Ausstellung in den Räumen des stationären Hospizes am Wannsee aufgehängt und der Koffer bereitgestellt. Bis Ende Juni soll sie dort bleiben und alle sind eingeladen zu schauen, zu fühlen und sich zu erinnern.

Irmgard Neese
Ehrenamtliche Mitarbeiterin

Aus dem Freundesbrief April 2016 des Fördervereins Diakonie-Hospiz Wannsee e.V.

 
 
 
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