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15.03.2016

Alles eine Frage der „Einstellung“?

Heben, Bücken, Sitzen - was Ihnen am Arbeitsplatz den Rücken stärkt, erklärt zum heutigen 15. Tag der Rückengesundheit Torsten Schumann, Spezialist für betriebliche Ergonomieberatung.
Immanuel Diakonie - Nachrichten - Tag der Rueckengesundheit 2016

Falsches Bücken, Heben, Tragen oder Sitzen können Rückenprobleme herbeiführen oder verstärken. Schätzungen zufolge hatten 60 bis 80 Prozent der deutschen Bevölkerung schon mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen. Oft sind die Schmerzen nur vorübergehend, bei einigen Betroffenen werden sie aber zum Dauerzustand. Neben körperlichen Ursachen können aber auch Stress oder psychische Überforderung für ein schmerzhaftes Rückenleiden sein.

Der heutige 15. Tag der Rückengesundheit in Deutschland steht unter dem Motto „Ergodynamik – bringen Sie Ihren Alltag in Bewegung“. Ergodynamik verbindet Ergonomie und Dynamik. Dabei steht Ergonomie für die menschengerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen nach arbeitswissenschaftlichen Prinzipien, Dynamik zielt auf die Förderung von Bewegung ab. Was Ergodynamik konkret für die Gestaltung unseres Arbeitsplatzes bedeutet, erklärt Torsten Schumann. Seit fünf Jahren ist er Spezialist für betriebliche Ergonomieberatung in den Einrichtungen der Immanuel Diakonie.

Herr Schumann, ungünstige Arbeitsplatzverhältnisse können die Wirbelsäule belasten. Welche Faktoren können zu einer Überbeanspruchung unserer Wirbelsäule führen?

Um auf die Vorbemerkung einzugehen: ungünstige Arbeitsverhältnisse belasten die Wirbelsäule im Speziellen und das Muskel-Skelett-System im Allgemeinen zunehmend. Die Faktoren sind so vielfältig, dass ich nur die gängigsten nennen möchte: langes und statisches Stehen, langes Sitzen, einseitige und schwere dynamische Arbeiten wie Heben und Tragen. Doch nicht nur die Tätigkeiten kommen als Faktoren in Betracht, sondern auch die Arbeitsumgebung. Dazu gehören die Arbeitsmittel, das Klima, Stichwort: "Zugluft", die Beleuchtung und Bodenbeschaffenheit oder auch die Bewegungsfreiheit.

Mit welchen Fragen und Problemen kommen Ihre Kolleginnen und Kollegen auf Sie zu?

Rückenschmerzen hat sicher jeder von uns schon einmal verspürt, doch wenn diese sich häufen, bzw. auf weitere Körperregionen ausstrahlen, ist dies ein Alarmzeichen, ein Hilferuf des Körpers, auf den reagiert werden sollte und muss!
Die meisten Probleme gibt es nach wie vor rund um die Sitz- und Stehverhältnisse und das Heben und Tragen während der täglichen Arbeit. Sie betreffen Bürostühle, Arbeitstischhöhen, Ein- und Ausgabegeräte, aber auch Sehhilfen sowie Zwangshaltungen bei verschiedenen Tätigkeiten gehören dazu.

Wie sieht eine Ergonomieberatung aus?

Die Beratung beginnt mit der Analyse des persönlichen Arbeitsplatzes und dem Tätigkeitsprofil des Mitarbeiters. Es wird überprüft, ob die ergonomischen Richtlinien eingehalten werden und die Einrichtung des Arbeitsplatzes arbeitsmedizinischen und physiotherapeutischen Erkenntnissen entspricht. Es erfolgt eine Überprüfung der individuellen Einstellungen der Arbeitsmittel. Natürlich spielen auch Vorerkrankungen und das persönliche Umfeld eine Rolle. Eigene Verhaltensweisen und Gewohnheiten, wie auch äußere Einflüsse werden genau betrachtet, denn oft handelt es sich nicht um ein Erkenntnis-, sondern um ein Umsetzungsproblem. Fehlbelastungen werden sehr schnell erkannt, doch trotz Schulungen und Beratungen ist die Erinnerung an die Lerninhalte begrenzt. Nichts schult und lehrt besser als die tägliche Praxis.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Ergodynamik ganz genau?

Dazu möchte ich auf die Internetseite „Gemeinsam gegen Rückenschmerzen“ aufmerksam machen, wo es heißt: „Der Begriff Ergodynamik verbindet Ergonomie und Dynamik miteinander. Die Ergonomie erarbeitet und verarbeitet humanwissenschaftliches Wissen mit dem Ziel, eine Anpassung von Arbeit, Arbeitssystem und Umgebungen an die physischen und psychischen Fähigkeiten des Menschen herbeizuführen. Wichtige Aspekte sind dabei die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze, wie Bildschirmarbeitsplätze, Produktionsarbeitsplätze, Handwerk, Handel, Transport, Pflege etc. und die Gestaltung der Arbeitsorganisation (Job Rotation).“ Ich finde, dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Es kommt also darauf an, schwere und monotone Tätigkeiten im Wechsel mit Bewegung so zu gestalten, dass die Aufgaben bei mindestens gleichbleibender Qualität und Quantität erfüllt werden. Das erfordert Übung und Anleitung, aber beides kann nur durch uns selbst erbracht werden.

Weitere Informationen zum Thema Rückengesundheit finden Sie auf der Webseite "Gemeinsam gegen Rückenschmerzen" des AGR (Aktion Gesunder Rücken e.V.)

 
 
 
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